Das griechische Fußballmärchen fand auch im Halbfinale seine Fortsetzung. Die Mannschaft von Otto Rehhagel machte mit einem 1:0-Sieg über die favorisierten Tschechen den Einzug ins Endspiel der EURO 2004 perfekt.
Das "Silver Goal" von Traianos Dellas fiel Sekunden vor Ende der ersten Hälfte der Verlängerung. Die tschechische Mannschaft hatte praktisch keine Chance mehr zu reagieren. Unmittelbar nach dem Treffer beendete Schiedsrichter Pierluigi Collina die Partie.
Für die unterlegenen Tschechen war dieser hoch dramatische Moment natürlich ein Schock, rechneten sie sich doch durchaus Chancen auf den EM-Titel aus. In diesem Spiel allerdings konnten sie ihre spielerischen Qualitäten nicht, wie gewohnt, in die Wagschale werfen. Die optischen Vorteile brachten keinen zählbaren Erfolg. Erschwerend wirkte sich das frühe Ausscheiden des Kapitäns Pavel Nedvěd aus, der nach 40 Minuten verletzt ausgewechselt werden musste. Und auch der "Wunderstürmer" Milan Baroš sah kaum einen Stich. Alle Versuche der Tschechen, die Entscheidung herbeizuführen, blieben erfolglos.
Zum Ärger der Fußball-Ästheten hat sich mal wieder ein Defensivkonzept durchgesetzt. Das jedoch kann man den Griechen nicht zum Vorwurf machen. Die Taktik muss schließlich nach den Fähigkeiten der Spieler ausgewählt werden. Otto Rehhagel lässt seine Akteure genau das spielen, was sie können. Und das tun sie mit ungeheurer Perfektion. Auch eine solche Leistung gilt es zu würdigen. Immerhin müssen Spieler von der Klasse eines Milan Baroš bzw. mit der körperlichen Überlegenheit eines Jan Koller erst einmal über die gesamte Spielzeit ausgeschaltet werden. Daher ist der Erfolg der Griechen sicher nicht unverdient. Dass sein Zustandekommen am Ende glücklich war, steht außer Frage.
Zweifellos ist die Tatsache, dass Griechenland im Finale der Fußball-Europameisterschaft steht, die Turnierüberraschung schlechthin. Ohne Übertreibung lässt sich in diesem Zusammenhang von einer der größten Sensationen der Fußballgeschichte sprechen. Besonders kühne Wettfreunde, die ihr Geld vor der EM auf eine Finalteilnahme der Hellenen gesetzt haben, dürften jetzt ihre helle Freude haben.
Nun also kommt es am 04. Juli in Lissabon zu einem Kuriosum. Es stehen sich erneut Gastgeber Portugal und Otto Rehhagels Griechen gegenüber. Genau diese Partie gab es bereits im Eröffnungsspiel am 12. Juni. Damals nahm das griechische Fußballwunder mit dem 2:1-Sieg seinen Anfang. Im Estádio da Luz schließt sich am Sonntag der Kreis.