Arbeitseinsatz auf Zypern

Angesichts eines beinahe berauschenden Fußballjahres hat es die deutsche Nationalmannschaft versäumt, für einen angemessenen Ausklang zu sorgen. Beim mühsamen 1:1 gegen Zypern war von sommerlicher Leichtigkeit nicht mehr viel zu spüren. Die 90 Minuten von Nikosia spiegelten eher grauen Alltag und triste Novemberstimmung wieder.

So bekam auch die weiße Weste von Joachim Löw erste Flecken. Nicht nur, dass in seiner Amtszeit als Bundestrainer zum ersten Mal nicht gewonnen wurde, die Zyprer konnten zudem erstmals überhaupt einen Torerfolg gegen Deutschland bejubeln. Yiannakis Okkas sorgte noch vor der Pause mit seinem Ausgleichstreffer für den 1:1-Endstand.

Führungstor hilft nicht

Dabei schien zunächst auch diese Partie für die Deutschen den gewünschten Verlauf zu nehmen. Nach einer knappen Viertelstunde hatte ein indirekter Freistoß von Jubilar Michael Ballack in dessen 75. Länderspiel den Weg ins Tor gefunden. Doch Sicherheit verlieh die Führung der Mannschaft nicht. Kaum ein Spieler erreichte Normalform. Einige wirkten regelrecht ausgelaugt. So unterliefen zahlreiche technische Fehler. Unkonzentrierter Spielaufbau bremste jeglichen Fluss in der Partie. Das schwache Zweikampfverhalten tat ein Übriges. Die Zyprer gingen um einiges aggressiver zu Werke. So gelang es ihnen auch, bezüglich der Spielanteile zumindest Gleichwertigkeit zu erreichen. Ihre spielerischen Qualitäten sind ohnehin längst unbestritten. Lediglich Qualität und Quantität der Torchancen sprachen für die DFB-Elf.

Letztlich können beide Mannschaften gut mit dem Remis leben. Für Zypern ist dies ein weiterer Achtungserfolg in einer mittlerweile beachtlichen Reihe. Und auf deutscher Seite gestand man sich auch einmal eine schwächere Leistung zu und nahm dafür dennoch einen Punkt mit nach Hause.

Die Personalien

Personell allerdings ist trotz eines inzwischen recht großen Reservoirs doch noch nicht jeder uneingeschränkt zu ersetzen. Gerade ein Bernd Schneider wurde schmerzlich vermisst.

Nachhaltig auf sich aufmerksam machen konnte kaum einer der Akteure auf dem Platz. Timo Hildebrand im Tor sammelte erneut keine Pluspunkte. In mehreren Szenen, so auch beim Gegentor, gab er keine sonderlich gute Figur ab. Der "doppelte Friedrich" in der Innenverteidigung strahlte diesmal wenig Souveränität aus. Die Qualitäten in der Spieleröffnung schienen gänzlich abhanden gekommen zu sein. Selbst der sonst so überragende Philipp Lahm lief seiner Form deutlich hinterher. Und Kapitän Michael Ballack oder auch Torsten Frings, momentan eigentlich in Topverfassung, vermochten es nicht, dem Spiel die entscheidende Wendung zu geben. So kamen auch die Stürmer trotz allen Bemühens nicht in Tritt. Darüber hinaus wird es wohl ein Geheimnis von "Jogi" Löw bleiben, wieso sich ausgerechnet David Odonkor in der Startelf wieder fand. Bei seinem Verein Real Betis Sevilla kein Stammspieler, wirft er einzig seine zugegeben famose Schnelligkeit in die Waagschale. Das allein aber kann eine Berufung ins Nationalteam doch nicht rechtfertigen, zumal er diese Fähigkeit gegen Zypern kaum einmal wirkungsvoll zur Entfaltung bringen konnte.

Ein Lichtblick bleibt

So blieb an diesem Abend eigentlich nur eine positive Erscheinung. Clemens Fritz war zumindest auf Seiten der Gäste der mit Abstand beste Mann. Sicherlich spielte auch er nicht fehlerfrei. So konnte er vor dem Gegentor die Flanke von Efstathios Aloneftis nicht verhindern. In der Summe aber zeigte er sich lauf- und einsatzfreudig. Dank seiner Zweikampfstärke erledigte er die Defensivaufgaben zuverlässig und setzte darüber hinaus auch in der Offensive Akzente.

Neben diesem Fakt kann man sich im deutschen Lager auch über die Tabellenführung freuen. Bis ins neue Jahr hinein wird die deutsche Mannschaft die Spitzenposition in der Gruppe D zieren, ehe es am 24. März 2007 in Prag gegen Tschechien zum absoluten Topspiel kommt.