Auftakt geglückt03. 09. 2006 - Enrico Barz
Einen gelungenen Start in die EM-Qualifikation feierte am gestrigen Abend die deutsche Fußball-Nationalmannschaft. Beim Pflichtspieldebüt des beförderten Bundestrainers Joachim Löw schlug die Auswahl des DFB im ausverkauften Stuttgarter Gottlieb-Daimler-Stadion Irland mit 1:0. Das Ergebnis spiegelt durchaus auch den Spielverlauf wieder. Leicht ging es den WM-Helden nicht von der Hand. Gern wird in diesem Zusammenhang von einem Arbeitssieg gesprochen. |
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Deutschland mit Anlaufschwierigkeiten
Insbesondere zu Spielbeginn konnte die deutsche Elf nicht in bewährter Form auftrumpfen. Die Angriffsmaschinerie kam nicht in Schwung. Und Irland ließ sich eben nicht in den ersten Minuten gleich überrollen. Vielmehr spielten die Gäste überraschend gut mit. Kampf- und Einsatzstärke zeichnen die Inselkicker ohnehin aus. Nicht umsonst ist ein Großteil der Spieler in der englischen Premier League tätig.
Erst nach 25 Minuten kam das deutsche Team in die Gänge. Ein Schuss von Michael Ballack bildete das Signal. Im Minutentakt flogen nun die Bälle in Richtung des irischen Keepers. Doch Shay Given mauserte sich zum besten Spieler seiner Mannschaft. Insbesondere Kloses Kopfball parierte er großartig (28.).
Glücklich, aber verdient
Diesen Rhythmus konnten die Deutschen natürlich nicht über die komplette restliche Spielzeit beibehalten, doch folgten auch nach dem Seitenwechsel immer wieder Phasen, wo der Druck auf Irlands Tor wuchs. Chancen gab es en masse, aber Given vereitelte sie in Zusammenarbeit mit dem Torgestänge alle - fast alle, denn in der 57. Spielminute war er machtlos. Einen indirekten Freistoß, getreten von Lukas Podolski und abgefälscht von Robbie Keane, konnte er nicht mehr aufhalten.
Das Tor fiel sicherlich etwas glücklich, doch insgesamt geht der deutsche Sieg in Ordnung. Obwohl die Iren gut dagegenhielten, war das Übergewicht an ertsklassigen Torchancen klar auf Seiten der Gastgeber. Und auch wenn das ganz große Fußball-Fest ausblieb, so gilt doch festzustellen, dass die offensive Ausrichtung und das Bemühen um ein gepflegtes Angriffsspiel dem DFB-Team nicht abzusprechen sind. Auch die jahrelang vermisste Spielkultur ist unübersehbar. Kaum ein Spieler hat Probleme, den Ball technisch sauber zu verarbeiten. Das bei der WM erworbene Selbstvertrauen hilft dabei ungemein.
Die Besten
Auf Seiten der deutschen Mannschaft galt der Innenverteidigung besonderes Augenmerk. Abgesehen von wenigen nachvollziehbaren Abstimmungsproblemen konnte "Jogi" Löw mit den Friedrichs (Arne und Manuel) zufrieden sein. Insbesondere der Mainzer präsentierte sich in seinem zweiten Länderspiel als echte Alternative.
Während Michael Ballack mannschaftsdienlich aber unauffällig agierte, kamen die Impulse aus dem Mittelfeld in der Hauptsache von Bernd Schneider. Er gehörte zusammen mit Philipp Lahm zu den Besten beim WM-Dritten. Gerade auch der kleine Münchener Außenverteidiger entwickelt sich zu einem unverzichtbaren Bestandteil der Nationalmannschaft. Es bewahrheitet sich immer mehr, was schon Hermann Gerland vor Jahren als Trainer der Amateure des FC Bayern München nicht verborgen geblieben war. Taktisch macht Lahm, obwohl erst 22, kaum Fehler. Er steht immer richtig. Die Cleverness und sein Geschick im Zweikampf sind außergewöhnlich. Gepaart mit einer exzellenten Balltechnik ist Lahms Entwicklung zu einem Weltklassespieler kaum mehr aufzuhalten.
Bescheidenheit ist auch eine Tugend
Mit dem knappen 1:0-Sieg gegen Irland sollte man in der Tat zufrieden sein. Glanzlose Siege bringen auch drei Punkte. Und die Gegnerschaft in der EM-Qualifikation versprüht selten übermäßig viel Renommee. Schon am Mittwoch wird die DFB-Elf dies in San Marino zu spüren bekommen. Doch wenn die Spieler mit der Einstellung und dem Enthusiasmus der letzten Partien zur Sache gehen, dann werden sie, wie auch die Fans, jede Menge Freude haben. Entsprechend konzentriert agierend, aber auch nur dann, werden sicherlich ein paar Tore zu bewundern sein.
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