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Viel Muster, wenig Wert

27. 05. 2008 - Enrico Barz

Nur ein 2:2 ist es geworden im vorletzten Testländerspiel vor der EURO 2008. Im Fritz-Walter-Stadion zu Kaiserslautern gab die deutsche Fußball-Nationalmannschaft eine 2:0-Führung noch aus der Hand und gewährte Weißrussland ein Erfolgserlebnis.

Wie so oft war die DFB-Elf früh in Führung gegangen. Lukas Podolski hatte seinen Sturmpartner Miroslav Klose gut in Szene gesetzt. Das Schiedsrichtergespann drückte bei dessen Abseitsstellung ein Auge zu, was der Stürmer routiniert zum erfolgreichen Torabschluss nutzte (10.). Und dann sprangen die Weißrussen dem deutschen Offensivspiel auch noch helfend zur Seite. Vladimir Korytko erhöhte per Eigentor auf 2:0 (20.). Doch nach dem Seitenwechsel trafen die Osteuropäer auf der richtigen Seite. Vitali Bulyga war hier der entscheidende Mann, erzielte beide Treffer - den Ausgleich kurz vor Schluss (88.).

Deutschland noch nicht EM-tauglich

Das Team von Joachim Löw offenbarte also Licht und Schatten. Handelte es sich nun eher um ein Muster ohne Wert? Oder lassen sich hieraus tatsächlich Rückschlüsse im Hinblick auf das EM-Turnier ziehen?

Allein die Tatsache, dass dieses Spiel aus einer überaus intensiven Trainingsphase heraus bestritten wurde, liefert natürlich einige Gründe - vor allem für den deutlichen konditionellen Abfall. Nicht erklären aber lässt sich damit, wie eine klare Führung gegen einen allenfalls zweitklassigen Gegner hergeschenkt wurde. Damit bewegten sich die Spieler fern von einer cleveren und erfolgsorientierten Spielweise, wie sie eben bei der EM gefordert wird. Insbesondere das Abwehrverhalten, welches natürlich nicht nur die vier nominellen Verteidiger betraf, ließ gehörig zu wünschen übrig. Per Mertesacker machte hier noch die beste Figur. Ungewohnte Schwächen hingegen leistete sich Philipp Lahm auf seiner geliebten rechten Außenposition. Sein Pendant auf links wurde klar als Notlösung verkauft. Und so spielte Thomas Hitzlsperger auch. Seine Untauglichkeit als linker Verteidiger hatte er in der Vergangenheit schon mehrfach unter Beweis gestellt. Mangels Alternativen jedoch musste er nochmals herhalten. Marcell Jansen und Heiko Westermann standen kurzfristig nicht zur Verfügung. Und Philipp Lahm wurde nach dem Ausfall von Arne Friedrich auf der rechten Seite gebraucht. Die einzige noch denkbare Variationsmöglichkeit wäre gewesen, Lahm auf links zu stellen und dafür Clemens Fritz in die Mannschaft zu nehmen. Für Joachim Löw war das offenbar keine Option. Und so nutzen die Weißrussen den Schwachpunkt weidlich aus. Mit unglaublicher Beharrlichkeit trugen sie ihre Angriffe immer wieder über die linke deutsche Abwehrseite vor. Und regelmäßig sah die deutsche Defensive dabei schlecht aus. Auch weil Hitzlsperger wenig Unterstützung bekam. Die Abstimmung mit Christoph Metzelder passte nicht. Und Bastian Schweinsteiger konzentrierte sich, wie später auch Marko Marin, eher auf seine offensiven Aufgaben.

Die Deutschen bemüht - und gefordert

Darüber hinaus lässt sich der deutschen Mannschaft durchaus ein engagiertes Auftreten bescheinigen. Nur hielten die Weißrussen eben richtig dagegen, waren keiner der üblichen Aufbaugegner. Die Spieler der heimischen Liga, die angepasst an das Kalenderjahr ausgespielt wird, stehen ordentlich im Saft. Und sie traten reichlich motiviert an gegen den WM-Dritten. Zudem präsentierte sich die Mannschaft hervorragend eingestellt von ihrem fachkundigen deutschen Trainer Bernd Stange.

So verdienten sich die Gäste das Remis durchaus, auch wenn das Gros der Chancen und Spielanteile auf Seiten der Deutschen lag. Die wiederum waren dank der couragierten Einwechselspieler sogar zu einem kleinen Schlussspurt fähig. Insbesondere das Zweitligatrio machte genau wie auch Piotr Trochowski im Hinblick auf die endgültige EM-Nominierung noch einmal Werbung in eigener Sache.

Das deutsche Torwartproblem

Bezüglich einzelner Personalien führt heute erneut kein Weg an einer Beurteilung der Leistung von Jens Lehmann vorbei. Da es auf der Torhüterposition weniger auf die Ausdauerfähigkeit ankommt, lässt sich schlicht feststellen, dass keiner der deutschen Spieler derzeit so weit entfernt ist von der EM-Form wie Lehmann. Sicherlich parierte er zwei-, dreimal glänzend. Doch die Zahl an Unsicherheiten und Fehlern ist beinahe erschreckend. Die fehlende Spielpraxis ist ihm deutlich anzumerken. Des Weitern sollte ein deutscher Nationaltorwart ganz einfach in der Lage sein, den Ausgleichstreffer zu verhindern. So platziert war der Torschuss von Vitali Bulyga wahrlich nicht. Fakt aber ist, "Jogi" Löw vertraut seiner Nummer eins auch weiterhin eisern.

Noch bleibt viel zu tun

Resümierend bleibt festzuhalten, es ist Geduld gefragt. Bis zum ersten EM-Spiel gegen Polen sind noch gut eineinhalb Wochen Zeit. Selbst das verbleibende Länderspiel am Samstag gegen Serbien wird hier sicher keine entscheidenden Aufschlüsse geben. Die Konzentration liegt ganz klar auf der Trainingsarbeit. Hier wird gezielt auf das Turnier hingearbeitet.


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