November 2007 - Enrico Barz (Auszug aus dem Buch "Fußball-EM für Dummies")

Karel Brückner trat als Spieler bei Sigma Olomouc und Baník Ostrava nicht sonderlich in Erscheinung. Große Taten sind aus dieser Zeit nicht überliefert. Die Trainerkarriere begann ebenso wenig furios. Brückner diente sich regelrecht hoch über zahlreiche tschechische und slowakische Vereine, ehe er 1998 ein zweites Mal beim tschechischen Fußballverband anheuerte. Zunächst erneut im Nachwuchsbereich tätig, übernahm er 2002 die A-Nationalmannschaft nach deren Scheitern in der Qualifikation zur WM.

In kürzester Zeit formte der 68-Jährige eines der besten Teams der Welt, das von Erfolg zu Erfolg eilte. Mit den guten Ergebnissen einher gingen starke Leistungen der Mannschaft. Dank der spielerischen Fähigkeiten waren die Partien einfach schön anzuschauen.

Auch bei der letzten EM 2004 in Portugal spielte Tschechien den besten bzw. den schönsten Fußball. Dennoch war im Halbfinale gegen den späteren Europameister Griechenland Endstation. Seither jedoch leidet Tschechiens Nationalteam unter Stagnation. Schon die WM in Deutschland endete überraschend frühzeitig nach der Vorrunde. Die alten Leitwölfe Karel Poborský und Pavel Nedvěd hatten ihren Zenit überschritten. Und der personelle Umbruch geht nicht ganz reibungslos vonstatten. Weder im Hinblick auf die Optik noch bezüglich des Ertrags konnte das tschechische Spiel zuletzt an den Beginn der Amtszeit Brückners anknüpften. Der Fußball-Lehrer ist daher längst nicht mehr unumstritten, mit der erfolgreichen EM-Qualifikation jedoch konnte er den Kopf noch einmal aus der Schlinge ziehen.

Obwohl Karel Brückner zuletzt einiges an Autorität eingebüßt hat, ist er bei seiner Mannschaft noch überaus beliebt. In Spielerkreisen wird er "Klekih-petra" genannt, nach dem weißhaarigen und weisen Häuptling, einer Romanfigur von Karl May.

Nach der EM, das ließ Brückner bereits verlauten, wird er Tschechiens Nationalmannschaft verlassen. Mehr noch, mit seinen 68 Jahren möchte er sich dann gänzlich zur Ruhe setzen.